Zeitkapsel der britischen Hauptstadt
Hier, in der 13 Lincoln’s Inn Fields ist alles etwas anders, als im übrigen London. Denn im Sir John Soane’s Museum hat sich nichts verändert und das seit über 200 Jahren. Kurioser, interessanter und empfehlenswerter kann ein Museum kaum sein.
Hinter den Türen des Sir John Soane’s Museums in London befindet sich eine Welt, die sich erheblich von allem unterscheidet, was wir zu sehen gewohnt sind. Denn hier hat sich seit dem Tod des einstigen Hausherren im Jahr 1837 nahezu nichts verändert.
Gas- und Öllampen erhellen die schmalen Flure und kleinen Zimmer. Wohin das Auge reicht, ringen architektonische Objekte und Kunstgegenstände um jeden noch so erdenklichen Platz. Sie stammen aus der Antike, dem Mittelalter oder auch aus der Renaissance – es scheint nahezu, als würde es an keiner Kunstepoche mangeln. Jede Größe, jede Facette, ja jedes Material scheint vorhanden, ganz gleich ob Marmor, Gips, Ton oder Kunstkeramik. Und alles steht, aus moderner Sicht, vollkommen durcheinander – bunt gemischt und ohne jegliches Prinzip.
Doch davon sollte sich der moderne Betrachter nicht täuschen lassen. Denn jeder noch so kleine Gegenstand steht genau an jener Stelle, an der Sir John Soane sie einst platzierte. Alles, was hier hängt, liegt oder steht, tut dies vor dem Hintergrund jener Gedanken, die sich der Hausherr einst machte. Denn was er einrichtete, war kein Museum, wie wir es heute kennen – es war sein Heim. Und so verwundert es nicht, dass neben Räumen, die gänzlich der Sammlung vorbehalten sind, auch ganz normale Wohnräume auftauchen, wie ein Esszimmer, ein Arbeitszimmer oder auch ein Frühstücksraum.
Der Anblick ist wahrlich gewöhnungsbedürftig. Doch wer sich dem, was er vorfindet, hingibt, begibt sich auf eine ganz unbeschreibliche und aufregende Reise in die Zeit der Privatsammlungen und Hausmuseen. Es ist ein Ort der Geschichte, der gleichzeitig bis heute Geschichte schreibt, denn anders als die meisten anderen Privatsammlungen ist die des John Soane bis heute intakt und an ihrem Ursprungsort verblieben. Dadurch ergeben sich für uns nahezu ungeahnte Möglichkeiten, denn wir können nicht nur sehen, was ein Gelehrter der englischen Aufklärungszeit sammelte und wie er lebte, sondern auch, auf welche Weise er prägte, was heute für uns so selbstverständlich geworden ist – der unbeschwerte Zugang zu Kunst und Kultur.