Ist es ein Friedhof oder Brachland? Insbesondere im Vergleich zu der nahegelegenen Banditaccia-Nekropole bei Cerveteri drängt sich diese Frage unweigerlich auf, sobald man einen Fuß auf die Monterozzi-Nekropole bei Tarquinia setzt. Gras und Pflanzen scheinen zu wuchern, wo es ihnen passt. Hier und da erhebt sich ein Hügelchen und merkwürdig kleine, längliche Betonbauten mit roten Dächern stehen ungleich verteilt auf dem sonst leer stehenden Gelände. Doch der Schein trügt, denn hier verbergen sich einige der schönsten Schätze Italiens – die farbenprächtigen Grabmalereien der Etrusker.

Schatzkammer der besonderen Art

Tarquinia ist nicht der einzige Ort, an dem etruskische Grabmalereien bewahrt sind. Doch nirgends sonst in Italien findet sich eine vergleichbare Vielfalt, sowohl in der Anzahl als auch im zeitlichen Sinne. Ab dem siebten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung fand hier neben der allgemeinen Bevölkerung auch die Elite ihren Ort der letzten Ruhe. Dazu ließen sie Grabkammern in den steinigen Boden schlagen, die ebenso wie in Cerveteri unter der Erde liegen und regelrechte häusliche Strukturen aufweisen. Angefangen bei einzelnen rechteckigen Kammern entstanden ab der hellenistischen Zeit auch ganze Grabkomplexe, in denen ausreichend Platz für die gesamte Familie vorhanden war. Während zu Beginn nur Einzelverzierungen vorgenommen wurden, gingen die Etrusker um etwa 530 vor unserer Zeit zu einer Rundumverzierung ihrer Kammergräber über.

Bunt und brisant

Sie malten, was das aristokratische Leben ihrer Zeit ausmachte: Bankette und Tänze, Jagdszenen und athletische Spiele/Kämpfe, die zu Ehren der Toten abgehalten wurden. Auf diese Weise geben die hier abgebildeten Menschen, Tiere, Pflanzen und Szenen wichtige Hinweise auf Lebens- und Sichtweisen der Etrusker, denn anders als die Römer, hielten sie diese Dinge nicht schriftlich fest. Trotz all ihrer Schönheit sorgen die Grabmalereien mitunter aber auch für so manchen Eklat. Beispielsweise wird bis heute archäologisch heiß diskutiert, wer die berühmt berüchtigten Gladiatorenspiele tatsächlich erfunden hat: die Römer oder vielleicht doch die Etrusker?

Ganz gleich, aus welchem Anlass man die Monterozzi-Nekropole bei Tarquinia besucht – sie bietet Raum für eine Reise in die Zeit zwischen dem siebten und dem dritten Jahrhundert vor unserer Zeit, Einblicke in das Leben eines der faszinierendsten Völker Italiens und Kunstwerke, die an Schönheit kaum zu übertreffen sind.

Wissenswertes:

Derzeit sind 200 dieser kunstvoll verzierten Gräber in Tarquinia bekannt. Ein geringer Anteil, etwa 60 Gräber, befinden sich in einem betretbaren Zustand, wobei nur ein Teil der Öffentlichkeit zugänglich ist. Zum Schutz kann nicht jedes Grab zu jeder Zeit besichtigt werden. Licht und Wettereinflüsse sind Gift für die Gemälde und so ist zum Schutz in jedem Grab eine durchsichtige Wand eingezogen, sodass man nur bis kurz vor die eigentliche Kammer kommt. Über einen roten Knopf kann für kurze Zeit Licht ins Dunkel gelassen werden.

Der Besuch der etruskischen Nekropolen ist nicht für jeden etwas, denn es geht mitunter weit hinab in einen dunklen Gang. Am Ende wartet jedoch ein erlösender roter Knopf, mit Licht und einem unvergleichlichen Erlebnis.

Fachredaktion-Fuchs
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